Die Feldenkrais methodE
Die Feldenkrais Methode studiert die Organisation des Körpers durch Bewegung entlang des Skeletts.
Den Körper wahrnehmen, wie er ist. Sich bewusst werden. Ihn bewegen und dazulernen.
Konzentrieren und wachsen. Da es mühelos passiert, bezeichnen es manche Menschen als Zauber.
Kurz und Knapp erklärt: Beim Feldenkrais studiert man präzise, wie eine Bewegung durch den Körper geht bzw. durch das Skelett. Je genauer man die skelettalen Verbindungen in einer Bewegungsstudie treffen kann - also was macht der Fuß, das Bein, das Becken …. - desto effektiver lernt das Nervensystem und reorganisiert die Ansteuerung der Muskulatur um das Skelett herum. Das bringt Verbesserungen im physischen, im emotionalen und im kognitiven Bereich. Feldenkrais beinhaltet auch koordinative Aspekte, die zunächst ohne präzises anatomisches Gespür einfach vom Körper fordern, etwas ungewohntes mal wieder zu tun. - Nimm abends deine Zahnbürste und putze deine Zähne mit der anderen Hand, sauber, ohne Hektik und ohne dabei zu verkrampfen. Dann hast Du im Grunde eine Feldenkraisübung gemacht.
Die Feldenkraismethode wurde ab den 1940er Jahren vom Ingenieur und ersten Judoka mit schwarzem Gürtel aus Europa, Dr. Moshé Feldenkrais entwickelt, nachdem er einen Knieunfall hatte. Es bestand zwar die Möglichkeit zu operieren, aber dann wäre das Knie nach damaligen medizinischen Möglichkeiten vielleicht steif geblieben. Also ließ er sich nicht operieren und begann an sich selbst zu forschen.
Seine akademischen Kollegen begannen sich dafür zu interessieren, was er da macht. Er konnte es nicht erklären. Er wusste nur, dass es funktioniert.
Er nahm das Interesse seiner Kollegen als Herausforderung, las unter anderen Bücher über Neurophysiologie, Neuropsychologie und Lernforschung; und so konnte er nach und nach erklären, warum sein Körper und damit auch sein Gehirn über diese von ihm entwickelten Übungen besonders gut lernen kann.
Bis heute stimmen die Forschungsergebnisse der Neurologie mit den Prinzipien der Feldenkraismethode überein. Moshé Feldenkrais war ein Pionier.
Er verfasste fünf wesentliche Bücher:
Moshé Feldenkrais – Bewusstheit durch Bewegung
Moshé Feldenkrais – Das starke Selbst
Moshé Feldenkrais – Die Entdeckung des Selbstverständlichen
Moshé Feldenkrais – Der Weg zum reifen Selbst
Moshé Feldenkrais – Abenteuer im Dschungel des Gehirns
zu dem gibt es eine unterhaltsame, gut lesbare Biografie:
Christian Buckard – Moshé Feldenkrais – Der Mensch hinter der Methode
Die Methode geht davon aus, und Kurse sowie Ausbildungen belegen es immer wieder, dass der Körper ein Leben lang lernen kann. Physiologisch ist das dadurch am einfachsten belegt, dass die Nervenzellen bei weitestgehend gleicher Anzahl bleiben von der Geburt bis zum Tod.
Mit dem Feldenkraisunterricht lernt man einen besseren Selbstgebrauch, als sei das Bewegen an sich eine ‚Sportart‘ , die man lernen kann, und das Feld, wo sie ausgetragen wird, das Leben selbst.
Man versucht hier allerdings, was in Bezug auf das Wort ‚Sport‘ sicher missverstanden werden kann, weg zu gehen vom Leistungsgedanken. Man soll hier möglichst gut und sanft mit sich umgehen, seine eigenen Ideen von Bewegung und seine Grenzen respektieren, Pause machen, wann man will. Dann bleibt man entspannt und der Körper lernt schnell dazu, was heißt, dass sich die Grenzen erweitern und damit die Bewegungsabläufe verbessern. (siehe auch: Körperbeherrschung)
Die Einzelbehandlung ist an sich gleichwertig mit dem Gruppenunterricht. Hier kann der Feldenkrais Practitioner von außen allerdings Dinge wahrnehmen, die man an sich selbst möglicherweise immer wieder als ‚blinden Fleck‘ ignoriert. Außerdem erfordert es viel Übung, um mit der Praktik an sich selbst solch eine Tiefe in den Bewegungen zu erreichen. Man kommt deswegen normalerweise schneller voran mit einer Einzelbehandlung.
Viele Kursteilnehmer bestätigen, dass sie, solange sie ein bis zweimal die Woche Feldenkrais machen, für diese Zeit und oft auch noch lange Zeit danach ohne Rückenschmerzen leben können.
Nach den Feldenkrais Ausbildungen, wo die Anzahl der Übungen hoch ist und entsprechend die Wirkung groß, bewegen sich Menschen um die sechzig sehr oft erstaunlich geschmeidig, weich, geschmeidiger als viele junge Menschen, und sie werden auch in ihrer Lebensgestaltung und -haltung geschmeidiger, gehen andere Wege. Sie bauen Ängste ab, brechen auf, nehmen sich Veränderungen vor, und setzen diese auch um (siehe auch: Der Psychosomatische Weg).
Manchmal geschieht dies ganz unbewusst, aber über die rationale Reflektion kann man durchaus beurteilen, dass man mehr Veränderungen im Leben macht, wenn man die Methode praktiziert.
Die Methode lässt sich hervorragend in den Kontext moderner psychosomatischer ganzheitlicher Therapieansätze integrieren. Technisch gesehen arbeitet sie über den Körper, wesentlich nach biomechanischen Aspekten entlang des Skeletts (Wie bewegt sich das Skelett des Klienten unter Berücksichtigung seiner individuellen Struktur.). Sie kann deswegen als somatische Methode bezeichnet werden. Sie versucht keinen Zusammenhang herzustellen zwischen körperlichen Mustern und psychologischen. Sie stößt allerdings über die Einflussnahme auf den Körper auch Veränderungen der Gehirnströme an. Moshé Feldenkrais ging immer davon aus, dass Körper und Geist eins sind.
Moshé Feldenkrais hat es damit geschafft, bis ins hohe Alter von 84 Jahren ein vitaler, körperlich potenter und geistig klarer Mensch zu bleiben, der lediglich etwas eigenartig ging wegen seiner kaputten Knie, der aber keine Schmerzen hatte, seinen Kampfsport machen konnte und der sich selbst von einem Schlaganfall regeneriert hat mit seine Übungen.
Die Software des Körpers, unter den Aspekten dieser Methode betrachtet also die intermuskuläre Organisation, immer wieder zu updaten, und somit dem Körper als dynamisches, sich ständig wandelndes System entgegen zu kommen, lässt einen höchstwahrscheinlich würdiger und gesünder leben.
Ist das jetzt sowas wie Physiotherapie?
Die Methode ist im gesellschaftlichen Kontext immer noch schwierig einzuordnen. Viele der Klienten sind chronische Schmerzpatienten, denen die Medizin nicht weiterhelfen kann. Die Methode als etwas Medizinisches zu verstehen, führt aber in die falsche Richtung. Sie ist eine Lernmethode, eine Entwicklungsmethode, die jeder, egal ob in guter oder schlechter körperlicher Verfassung für sich nutzen kann, um seine Körperbeherrschung zu verbessern.
Die Körperbeherrschung kann er für sich einsetzen, wo auch immer er möchte - kognitiv, emotional, physisch.
Hierzu lies gerne meinen Artikel zu Feldenkrais und Performance bzw. Sport, Tanz, Mathematik, Musik usw. , Schauspiel .
Bei einer Einzelbehandlung sieht das Setting von außen nahezu aus wie bei der gängigen Physiotherapie. Die Griffe, die Abfolge und damit die Wirkung sind aber anders.